Montag, 25. August 2014

Sommerpause

Dieser Blog macht ein Nickerchen, während ich auf der www.wortwalz.de bin. Im November geht es weiter... Bis gleich!

Montag, 30. Juni 2014

Ersatz-Schwestern

Heute mal ein Lesetipp aus der FAZ. Ein wunderbares Portrait eines RYL!-Tandems, das mir gute Laune gemacht hat. Auch wenn gerade vergangene Woche die geplante Sommeraktivität der Münchner Studenten mit ihren Mentees geplatz ist - bei Regen ist Klettergarten nicht so gut - freue ich mich schon auf die nächste Gelegenheit meine Mentee Marie zu treffen. Denn: "Allein vor sich hin leben kann jeder."

Montag, 23. Juni 2014

Top 10 - meine Glücksmomente im Mentoring

Kurzer Post, um einfach mal auf zu listen, welche zehn Sachen bisher im Mentoring zwischen Marie und mir super geklappt haben oder einfach sehr schön waren



  1. Der Moment als Marie nach dem Matching sagte: "Ich wollte dich von Anfang an haben!"
  2. Zusammen in die Stadtbücherei gehen und vorm Krimiregal stehen und kichern
  3. An Maries erstem Tag ihres Praktikums frühmorgens zusammen mit ihr in der U-Bahn zu dem Hotel zu fahren, bei dem sie die nächste Woche arbeiten sollte. Sie war so süß aufgeregt...
  4. Ihre Bitte sich für die gemeinsame Fahrt zum Praktikumsbeginn doch noch eine Viertelstunde früher zu treffen, um auf jeden Fall pünktlich zu sein. Puh, okay, dann um 6:20 Uhr...
  5. An der Isar zu sitzen und sie zu motivieren bei einem Praktikumsbetrieb anzurufen, nachdem sie vorher eine Nachricht geschrieben hatte: "Würdest du vielleicht mal mit mir in ein Hotel gehen und fragen, ob ich dort ein Praktikum machen kann?"
  6. Maries Antwort auf die Frage, welches Leben sie gern leben würde: Jenniger Lopez'!
  7. Zusammen Kakaotrinken, Eisessen, Schminktipps austauschen
  8. Mit Marie in meinem kleinen Journalistenbüro sitzen, gemeinsam ihren Lebenslauf überarbeiten und sehen, wie gut sie sich mit meinem lieben Kollegen versteht
  9. Kickerspielen, im Team gewinnen und High-Five-einschlagen
  10. Marie in ihrem Jugendtreff zu besuchen und stolz von der Mitarbeiterin hören, dass Marie hier die  Zuverlässigste ist und deswegen im Getränkeverkauf arbeitet
  11. Zusammen zum Hip Hop Tanztraining gehen und darüber lachen, dass wir beide die Ballettmädchen doof fanden...

Hoppla.. sind ja doch schon 11 geworden. Wie schön.



Donnerstag, 12. Juni 2014

Ein Ergebnis größer als Null

Warum es dazu gehört, machmal alles hinschmeißen zu wollen

Ganz ehrlich: Manchmal würde ich am liebsten davon laufen. Mir macht zwar alles, was ich bei Rock Your Life! lerne, riesigen Spaß, ich genieße die Zeit und die Möglichkeiten, aber manchmal, wenn gar nichts klappt... Deshalb schreibe ich hier auch wie es sich anfühlt, wenn im Mentoring die Dinge anders laufen, als geplant.

In den letzten Monaten kam es manchmal vor, dass meine Mentee Marie und ich es oft über Wochen nicht geschafft haben uns zu treffen. Oft habe ich das als persönliche Niederlage verbucht. Ich dachte: Oh mann, keine Antwort, sie geht nicht ans Telefon, ich bin eine schlechte Mentorin... Lauter fiese Kleinmach-Gedanken. Erst im Gespräch mit anderen Mentoren habe ich gemerkt: Allen geht es so. Jeder konnte eine Situation erzählen, in der er am liebsten hingeschmissen hätte.

Versetzt, vergessen, verzweifelt

Bei mir war das vor ein paar Wochen, als das dritte gemeinsame Seminar mit Marie anstand. Wir hatten den Termin lange vorher abgesprochen, wollten gemeinsam hingehen. Marie schrieb: "Hallo Jessica okay gut danke dass du mich nochmal dran erinnert hast". Ich dachte mir in dem Moment: "Cool, wir haben jetzt echt einen guten Zugang zueinander gefunden, das Seminar am Samstag wird sicher super." Für das Wochenendseminar mit Marie hatte ich einige berufliche Termine ziemlich hin und her geschoben. Die Woche davor hatte ich in Berlin zu tun und sagte meinem dortigen Auftraggeber: Ihr müsst mir für Freitagabend einen Flug zurück buchen, ich habe einen echt wichtigen Termin am Samstag. Da will ich zuverlässig sein!

Es kam alles anders. Ich sitze Freitagabend müde im Flieger und schicke eine letzte Whatsapp-Nachricht an Marie, um sie zu erinnern. Und sie schreibt plötzlich: "Hallo leider kann ich morgen nicht kommen". Sie habe eine Vorbereitungstreffen zu ihrer Firmung, ihr Mama wolle, dass sie da hin gehe. Boargh. Nee, jetzt? Echt? Ich kann es nicht fassen. Schreibe ihr, dass sie bitte bitte kommen soll. Am nächsten Morgen stehe ich am Treffpunkt und warte vergeblich.

Ich lerne Geduld. Es lohnt sich. 

Bei diesem Rock Your Life! Seminar war ich also eine der Mentorinnen, die ohne Schülerin da saß. Okay. Die Partnerübung habe ich dann mit einem anderen Studenten gemacht, der auch schülerlos war. Wir mussten lachen. Was soll's? Man gibt sich Mühe, man versucht es. Und letztlich lernt man was draus: Die Dinge laufen nicht immer so, wie ich sie plane. Ist auch okay.

Natürlich war ich wütend auf meine Mentee Marie. Sie entschuldigte sich, es tat ihr wirklich leid. Zu einem neuenTreffen kam es trotzdem lange nicht. Ich merkte, wie sehr sie als 15-Jährige schon in Pflichten und Verbindlichkeiten eingebunden ist: Auf die Geschwister aufpassen, mithelfen die Wohnung zu renovieren, Hausaufgaben, Wegfahren mit den Eltern. Wir schafften es einfach nicht einen gemeinsamen Termin zu finden. Wir gingen nicht zum Flohmarkt, wir trafen uns nicht nach ihrem Praktikum, wir gingen nicht ins Kino.

Ich hatte mir immer vorgenommen, keinen Druck auf meine Schülerin zu aus zu üben. Ich wollte nicht noch ein weiterer Mensch im Leben dieser Jugendlichen sein, der sie stresst und nervt. Aber jetzt musste ich die Gretchenfrage stellen. Wollte wissen, wie sie es hält mit unserem Tandem, ob es weitergehen soll.

Ein kleines "Hallo ja" kann alles ändern

Also schrieb ich: "Hallo Marie, hast du noch Lust dich mit mir zu treffen"
Die Antwort kam promt: "Hallo ja"

Und damit habe ich Frieden geschlossen. Ja, Marie will dieses Mentoringprogramm mit mir machen. Ja, manchmal finde ich es enttäuschend, dass es nicht einfacher klappt. Ja, das ist in Ordnung.

Ich musste schließlich an den den sehr hilfreichen Kommentar eines Mentoren-Kollegen beim letzten Seminar denken. Er sagte mir: Jessica, du kannst auch mal an deinen Erwartungen arbeiten. Schraub die mal runter. Du musst nicht den Bewerbungs-Coach spielen und auch nicht den Lebensretter. Wenn ihr euch ab und zu trefft, ist das schon gut. Wenn ihr zusammen Eisessen geht, ist das cool. Wenn ihr euch nach Monaten immer noch schreibt und euch gerne trefft, dann hast du schon einen Wirkung erzielt. Die Wirkung ist größer als Null. Egal, wie gering dir selber der Effekt auf das Leben eines anderen erscheinen mag - er ist da. Du machst schon einen Unterschied. Mach einfach weiter. 

Samstag, 31. Mai 2014

Dankbarkeit - und was sie mit mir macht

Eine der schönsten Übungen, die ich bei Rock Your Life! kennengelernt habe, nennt sich: Dankbarkeitsübung. Das Schöne daran: Man darf auch Scheitern. Erst hat das alles gar nicht so geklappt, wie ich es mir vorgstellt habe, aber nun bin ich größter Fan der Übung.

Was ist die Dankbarkeits-Übung?

Es ist ganz simpel: Man macht die Übung täglich mit einem Partner. Die zwei Personen teilen sich einfach ein Mal am Tag mit, wofür sie heute dankbar sind. Drei positive Dinge, für die man dankbar ist, zum Beispiel der Rhabarberkuchen am Nachmittag, der Anruf der Großmutter oder dass man die U-Bahn noch erwischt hat. Wer mag, kann dann auch noch drei Sachen hinzufügen, die an diesem Tag nicht so geklappt haben, für die man aber trotzdem dankbar ist. Zum Beispiel: Der klärende Streit mit dem Mitbewohner, die verpasste U-Bahn, durch die man mal fünf Minuten sitzen konnte, die Kürze des sonnigen Sonntags. Wichtig ist, dass man die Dinge, für die der andere dankbar ist, nicht kommentiert und man seine eigenen Themen auch nicht erklären muss. Man soll sich einfach nur daran gewöhnen sie regelmäßig aufzuschreiben. 
Es klingt so banal, und doch hat es meinen Blick auf mein ganzes Leben geändert mir jeden Tag zu überlegen, wofür ich dankbar bin. Plötzlich habe ich mich mitten im stressigen Alltag erwischt, wie ich darüber nachdachte: Was könnte ich heute Abend schreiben, wofür will ich dankbar gewesen sein?

Die Challenge bei Rock Your Life!

Nun zum Scheitern: Meine Mentee Marie hatte auf die Dankbarkeitsübung wohl einfach keinen Bock. Ich habe ihr, nachdem wir die Aufgabe erhalten hatten, eine Woche lang jeden Tag meine drei Tops und drei Flops des Tages geschickt, für die ich dankbar bin. Keine Antwort. Dann habe ich sie gefragt, wofür sie dankbar ist. Keine Antwort. Dann habe ich ihr die Aufgabe nochmal erklärt. Keine Antwort. 

Nach einer Woche gab ich es auf und schrieb ihr wieder normale Nachrichten. Fragte, wie es ihr gehe, was sie so mache. Und da antwortete Marie auch wieder. Sie hatte ihre eigene Art gefunden mir mit zu teilen, dass die Übung nicht so ihr Fall sei. Okay.

Zweite Chance zum Dankbarsein: Trainerausbildung

Doch ich bekam noch eine Gelegenheit die Übung auszuprobieren. Als Teil der RYL!  Trainerausbildung sollten wir die Übung mit einem anderen Traineranwärter ausprobieren. Per Losverfahren wurde ich der wunderbaren Sabine aus Berlin* (auch dieser Name geändert) zugeteilt. Wir entschieden uns, uns die Nachrichten per Mail zu schicken und vereinbarten, die Übung für sechs Wochen durchzuhalten. Es sollte wunderbar werden. 

Die kleine Nachricht von Sabine jeden Abend hat mir manches Mal die Stimmung gerettet. Mal schrieben wir uns ganz alltägliche Dinge, mal ganz persönliche. Hier meine persönliche Lieblingsliste, wofür wir beide in den letzten Monaten mal dankbar waren: 

Heute bin ich dankbar, ...

... dass die Sonne so schön schien
... dass ich einfach auf der Couch liegen kann
... für drei dicke Kinder Maxi Riegel, Yeah
... für meine Gesundheit
... für Teil Zwei von Tribute von Panel

... manchmal stundenlang nicht zu wissen, wie viel Uhr es ist. Immerhin.
... meine Sprachlosigkeit
... dass ich heute schon von alleine drauf gekommen bin dir eine Dankbarkeitsnachricht zu schicken
... für den Satz: Die Sonne wirft scheinbar keine Schatten

... dass ich in einem Teil der Welt geboren bin und lebe, in dem ich so viele Chancen und Freiheit und Sicherheiten habe
... für eine vielversprechende Stellenanzeige
... für den Blick auf die Wasseroberfläche von unten


... dafür, mit jemandem so still sein können, dass man hört wie die Ampel von Rot auf Grün umspringt
...für den Satz: Es ist besser allein zu leben, als in einer Beziehung, in der man einsam ist
... mein altes Pflegepferd Kjuska
... für Beverly Hills 90210
... für die Aufregung vor dem morgigen Vorstellungsgespräch

... für miese Stimmung und den Gedanken, dass ich sowieso nie einen Job finden werde
... dass mein Freund mir sagt, dass er mich bewundert, weil ich einfach nicht aufgebe
... Im Park übernachtet zu haben
... dass ich gestern die Dankbarkeitsübung machen wollte und dann einfach eingeschlafen bin

Ich könnte endlos so weitermachen. Die Übung war wunderschön. Manchmal muss man sich zwingen, aber es lohnt sich immer. Selbst wenn ich jetzt noch diese Liste lese, freue ich mich unfassbar. Dankbarkeit macht glücklich. Und wer einmal anfängt, darüber nach zu denken, will gar nicht aufhören. Man muss es nur mal ausprobieren!

Für Dankbarkeits-Übungen gibt es inzwischen auch eine App, nennt sich Gratitude


PS: Nach dem Ende der sechs Wochen haben Sabine und ich einfach weitergemacht mit der Übung, wir schreiben uns jetzt zwar nicht mehr täglich, aber dafür umso dankbarer.






Freitag, 23. Mai 2014

Ein Blog - nicht von - aber über Rock Your Life!

Warum ich hier darüber schreibe, wie Rock Your Life! mein Leben rockt

Plötzlich Coach... und nicht Prinzessin! Seit etwa einem halben Jahr ist da etwas in meinem Leben, das einiges verändert hat. Es ist: Rock Your Life! Ein Verein, der sich für Bildungsgerechtigkeit nicht bloß auf dem Papier einsetzt, sondern ganz praktisch Studenten mit Hauptschülern zusammen bringt. Sie bilden ein Mentoring-Tandem und begleiten sich gegenseitig über zwei Jahre auf dem Weg zum Abschluss des Hauptschülers. Nun bin ich weder Student, noch Schüler, sondern freie Journalistin. Deshalb muss ich schreiben. Als Mentor und Trainer habe ich bei Rock Your Life! aber inzwischen so viel Spaß gehabt und Neues gelernt, dass ich es teilen möchte. Nachdem mir aufgefallen ist, dass ich ständig meinen Freunden und Kollegen von meinen Erfahrungen bei Rock Your Life! erzählen will, habe ich beschlossen: Mache ich doch mal ein Blog, das rockt!

Wie eine 15-Jährige mein Leben verändert: Marie und ich als Mentoring-Tandem

Denn jetzt ist da plötzlich Marie. So will ich meine Mentee hier nennen. Sie ist 15 Jahren alt und geht im Münchner Stadtviertel Großhadern auf die Hauptschule. Nebenbei bemerkt: Marie ist großartig. Die 8-Klässlerin kümmert sich um ihre Geschwister, wenn ihre Eltern arbeiten, sie kocht, paukt und verkauft sogar Getränke im Jugendtreff "Pfiffteen". Sie erinnert mich wahnsinnig an mich selbst in dem Alter: Auch ich habe damals Hip Hop Tanzen geliebt, Schminken und Kosmetik, Glitzer und Pink, Musik und Mode. 

Wie Marie komme ich aus einer Familie, in der es nicht der naheliegendste aller Wege ist, Bildung zu bekommen. Ich hatte das riesige Glück, dass meine wunderbaren Eltern als Elektroniker mit Hauptschulabschluss und Buchhalterin immer darauf gedrängt haben, dass ich weiter zur Schule gehen. So habe ich schließlich Abi, Bachelor, Master und Journalistenschule gepackt. Doch mir ist   klar: ich hätte es nie ohne die Hilfe anderer geschafft. Ohne Ermutigung und Beistand, ohne Inspiration und Empowerment. Nie hätte ich mich getraut mich für ein Stipendium oder die DJS zu bewerben, wenn da nicht Menschen gewesen wären, die an mich geglaubt hätten. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Rock Your Life! macht einen Unterschied für mich: Die Welt ein bisschen besser

Und aus dieser Dankbarkeit heraus möchte ich nun meine Leser an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. In der nächsten Zeit werde ich hier den Fortschritt meiner Mentoring-Beziehung beschreiben, mehr darüber erzählen wie ich meine eigene berufliche Vision gefunden habe und von Menschen berichten, die mich im Leben gefördert und weitergebracht haben. Ich will von Rock Your Life! erzählen, den Glücksmomenten und Schwierigkeiten als Mentorin einer 15-Jähirgen und davon, was die Trainerausbildung, die ich zurzeit zusätzlich bei Rock Your Life! durchlaufe, mit mir macht.

Habt ihr Lust mitzulesen? Ich freue mich über eure Rückmeldungen und sage: Danke.

Rock, rock, rock it!

Donnerstag, 22. Mai 2014

Marie und ich - Der Start unserer Mentoring-Beziehung

Das schönste Kompliment gab es gleich zu Beginn: "Ich freue mich auch, ich wollte dich von Anfang an haben!" Diese Worte schrieb Marie mir, nachdem wir im September 2013 an ihrer Hauptschule in Großhadern miteinander in Kontakt gebracht worden waren. Bis es so weit war, musste ich mich jedoch erstmal bei Rock Your Life! bewerben

Meine Bewerbung

Richtig gehört, um sich ehrenamtlich engagieren zu können, muss man sich bei Rock Your Life! erstmal richtig anstrengen: Ein Motivationsschreiben, Lebenslauf und persönliches Interview. Dass die Hürden so hoch waren, schreckte mich nicht ab - im Gegenteil: es motivierte mich. Ich dachte mir: Wenn die sich solche Mühe geben gute Mentoren unter den Studenten zu finden, dann meinen die es wohl richtig ernst. Im Gespräch wurde ich dann zum Beispiel gefragt "Wie würdest du reagieren, wenn dein Schüler oder deine Schülerin dich fragt, ob du schon mal gekifft hast?" oder "Was würdest du sagen, wenn dein Schüler oder deine Schülerin eine homophobe Äußerung fallen lässt?". Ich kam ein bisschen ins Stocken, antwortete aber ehrlich, dass ich nicht lügen würde, nach Gründen fragen würde und machte Vorschläge, wie ein solches Gespräch aussehen könnte. Schon allein bei diesem ersten Interview hatte ich die Gelegenheit einige meiner vorgefertigten Urteile zu überprüfen. Eine Erfahrung, die ich auf der Münchner Praterinsel, wo die Rock Your Life! Räume mitten in der Isar liegen, noch öfter machen sollte.

Meine Welt - deine Welt 

An dem Tag, als ich meine Schülerin treffen sollte, merkte ich erstmal wieder: Schule ist echt ätzend, wenn man kein Frühaufsteher ist. Als freie Journalistin beginnt mein Arbeitstag normalerweise gegen 10 Uhr. Zum Matching rücken wir alle schon früh am Morgen an. Keiner der Mentoren war begeistert. Als ich das erste Mal in Großhadern aus der U-Bahn stieg bemerkte ich gleich schon wieder, wie bei mir die Voruteilslämpchen aufleuchteten: Trister Beton, ein liebloses Einlaufszentrum, und die Schule fern ab von allem. In so einem Münchner Viertel bin ich sonst nie unterwegs. Gedanklich schrieb ich mir auf die Liste, nicht immer so verdammt voreingenommen zu sein und die Stadt, in der ich wohne, auch mal außerdem der durchgentrifizierten Idylleviertel zu erkunden. Der beste Weg dazu? Eine junge Hauptschülerin als Mentoringpartnerin finden, die mir ihren Kiez zeigt. 

Das Matching 
Und wie kamen wir nun zuzsammen? Im Klassenzimmer setzten wir uns dann in einen Kreis, innen die Schüler, außen die zukünftigen Mentoren. Eine Art Speeddating, damit die Schüler uns Mentoren besser kennenlernen könnten. Wir erzählten im Zwei-Minuten-Takt von unseren Hobbies (bei mir: Motorradfahren, Wandern, Lesen, Tanzen, Reisen...) und erklärten, wie wir uns die Zeit bei Rock Your Life! vorstellten. Zack, bumm. Dann durften die Schüler ihre Wunschkandidaten auf einen Zettel schreiben. Ein bisschen habe ich mich dabei wirklich gefühlt, wie auf einem Heiratsmarkt. Und war froh, als wir einander vorgestellt wurden.  


Die ersten Schritte 

Marie und ich wurden so zum Tandem. Wir tauschten Handynummern aus und vereinbarten ein erstes gemeinsames Treffen. Dass ich Marie in den nächsten Monaten niemals telefonisch, sondern immer nur per Whats App erreichen würde, ahnte ich da noch nicht. Mit einer Art Vertrag besiegelten wir den Start unserer Mentoring-Beziehung. Und setzten schließlich beide unsere Unterschrift darunter - jetzt gab es kein Zurück mehr.